Mit diesem Beitrag möchte ich bei einer Blogger-Aktion teilnehmen.
Und zwar hat es mir der Top Ten Thursday von Aleshanee (Weltenwanderer) angetan – ich beobachte die Aktion schon seit einer Weile. Jede Woche kommen dabei so viele wundervolle Buchvorschläge zusammen…
Beim Top Ten Thursday geht es darum, jeden Donnerstag eine Liste aus zehn Titeln zu einem bestimmten, vorgegebenen Thema zusammenzustellen.
Die heutige Aufgabe lautet:
10 Bücher, in denen ältere Menschen / Senioren die Hauptrolle spielen
Zugegeben – bei dieser Aufgabe stand ich lange Zeit grübelnd vor meinem Bücherregal und musste bei dem ein oder anderen Beispiel die Definition von «älteren Menschen» auch etwas lockerer nehmen. Aber ich habe es letztendlich geschafft
Ich präsentiere hiermit zehn Bücher aus meiner persönlichen Sammlung, in denen ältere Menschen oder Senioren die Hauptrolle spielen!
Top Ten
1) Cloud Atlas (Der Wolkenatlas) von David Mitchell
Spätestens seit der grandiosen Verfilmung ist David Mitchells Cloud Atlas in aller Munde. Der 2004 veröffentlichte Roman verknüpft auf kreativste Art und Weise nicht nur sechs völlig unterschiedliche Erzählungen, die überdies in verschiedenen Zeiten spielen, von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in eine dystopische Zukunft, sondern bedient sich dabei auch sechs völlig unterschiedlicher Literaturgattungen und Erzählstile, vom Tagebuch über den Kriminalroman bis hin zur actiongeladenen Science-Fiction. Zumindest bei zwei der Protagonisten, dem erfolglosen Verleger Timothy Cavendish aus der Gegenwart und dem Ziegenhirten Zachary aus einer apokalyptischen Zukunft, handelt es sich zweifelsfrei um Senioren.
2) Marianengraben von Jasmin Schreiber
Der Debüt-Roman der erfolgreichen Bloggerin Jasmin Schreiber erschien Ende Februar dieses Jahres zu einem wirtschaftlich gesehen denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Dennoch stieg das Werk direkt auf Platz 13 der Spiegel-Bestsellerliste ein. Auf faszinierend humorvolle Weise thematisiert Marianengraben Verlust und Depression, ohne diese schwerwiegenden Themen dabei auf die leichte Schulter zu nehmen oder ihren Ernst herunterzuspielen. Wir begleiten die mittzwanzigjährige Paula und den schrulligen Rentner Helmut auf einem Roadtrip, der skurriler nicht sein könnte – und dabei gleichzeitig unmittelbar aus dem Leben gegriffen wirkt.
3) Ruhm: Ein Roman in neun Geschichten von Daniel Kehlmann
Das 2009 erschienene Werk Ruhm kann man nicht wirklich einen Roman nennen, denn es vereint ganze neun unterschiedliche Erzähltstränge miteinander. Der Stil erinnert ein wenig an Mitchells Cloud Atlas, ist mit seinen neun Kapiteln auf lediglich 200 Seiten aber deutlich weniger komplex. Alle Abschnitte spielen zudem in einer Version der Gegenwart und sind auf mehreren metatextuellen Ebenen miteinander verschränkt. Die Protagonistin des dritten Kapitels, Rosalie, eine krebskranke Seniorin, begibt sich auf die Reise zu einem Sterbehilfeverein in der Schweiz. Als Romanfigur versucht sie dabei jedoch, ihren Autor, ebenfalls ein Protagonist des Romans, davon zu überzeugen, sie weiterleben zu lassen. Ob ihr das gelingt?
4) Johann Holtrop: Abriss der Gesellschaft von Reinald Goetz
Der 2012 erschienene Roman des mit seinen Texten und bei seinen Auftritten stets provozierenden Autors Reinald Goetz ist das, was der Titel vorgibt: ein schockierender und deprimierender Abriss der Gesellschaft. Johann Holtrop ist ein deutscher Spitzenmanager, wie er im Buche steht. Ein skrupelloser Widerling, der hoch aufsteigt, nur um dann noch tiefer zu fallen. Zugegebenermaßen handelt es sich bei Holtrop nicht direkt um einen Senioren, aber zumindest am Ende der Erzählung, die sich von 2001 bis ins Jahr 2010 erstreckt, ist er mit Ende 50 sicherlich nicht mehr der Jüngste.
5) Die Folgende Geschichte von Cees Nooteboom
Die Novelle des niederländischen Autors Cees Nooteboom wurde im Original erstmals 1991 veröffentlicht und im selben Jahr ins Deutsche übersetzt. Der ehemaliger Gymnasiallehrer und weltfremde Altphilologe Hermann Mussert erinnert sich an die Geschehnisse seiner Vergangenheit, an eine Liebe, an eine Jugend. Eine mysteriöse Schiffsfahrt wird zu einer Totenreise, an deren Ende die Folgende Geschichte beginnt.
6) Die Stunde der Spezialisten von Barbara Zoeke
Mit seiner Publikation im Jahr 2017 trifft der historische Roman den Nerv der Zeit. Die Stunde der Spezialisten handelt von der sogenannten «Aktion T4», den schrecklichen «Euthanasie»-Verbrechen der Nationalsozialisten. Dieser Massenmord an physisch und psychisch Kranken wurde in der Kulturgeschichte viel zu lange kaum repräsentiert. Doch Barbara Zoeke gelingt es mit dem alternden Universitätsprofessor Max Koenig und dem Arzt Friedel Lerbe, sowohl den Opfern als auch den Tätern dieses tiefschwarzen Moments der deutschen Geschichte eine authentische Stimme zu verleihen.
Meine Rezension zu Die Stunde der Spezialisten findet ihr übrigens hier.
7) Le Malade imaginaire (Der eingebildete Kranke) von Molière
Das letzte Theaterstück des französischen Dramatikers Molière ist zugleich sein wohl bekanntestes Werk. Dies hängt sicherlich auch mit dem ungewöhnlichen, plötzlichen Tod zusammen, den der Autor während der vierten Inszenierung der Komödie am 17. Februar 1673 auf der Bühne erlitt, während er persönlich die Hauptrolle verkörperte, den alternden Hypochonder Argan. Trotz seines Alters bietet Der eingebildete Kranke auch heute noch hervorragende Unterhaltung und hat wenig von seiner Aktualität verloren. Das Stück wird noch immer regelmäßig in Theatern rund um den Globus aufgeführt.
8) Flaubert’s Parrot (Flauberts Papagei) von Julian Barnes
1984 für den Booker Prize nominiert, ist der im selben Jahr veröffentlichte Roman eine postmoderne, fiktionale Abhandlung über den französischen Romancier Gustave Flaubert. Der Protagonist Geoffrey Braithwaite, ein ehemaliger englischer Landarzt, begibt sich auf die Spuren Flauberts, genau genommen auf die Spuren von einem ausgestopften Papagei, der den französischen Autor inspiriert haben soll. Die Erzählung handelt von der vergeblichen Suche nach dem Originalen und dem Authentischen, doch der Protagonist verliert sich letztendlich in dem Versuch, all die Widersprüche um das Leben und die Figur des historischen Autors zu begreifen.
9) Der Augenzeuge von Ernst Weiß
Mit Der Augenzeuge schleicht sich die zweite Erzählung in diese Liste, die vom Nationalsozialismus handelt. Ernst Weiß’ letzter Roman erschien 1963 posthum und handelt von der Lebensgeschichte eines katholischen Arztes, der in einem Lazarett des ersten Weltkriegs einen zur Blindheit verwundeten Soldaten heilt, der nur mit den Initialen «A.H.» bezeichnet wird, aber auch in allen weiteren biographischen und charakterlichen Aspekten eindeutig als der spätere Führer der Nationalsozialisten zu identifizieren ist. Es handelt sich um ein Zeugnis, ein Geständnis, ungeschönt und brutal, im Strudel nationalsozialistischer Ideologien.
10) Alles über Sally von Arno Geiger
Ich muss zugeben, dass ich diesen 2010 publizierten Roman als einzigen dieser Liste abbrechen musste, allerdings erst im letzten Kapitel. Alles über Sally ist ein Porträt einer zerrütteten Ehe zwischen einer vitalen, sexuell aktiven Lehrerin und ihrem eigenbrötlerischen und stinklangweiligen Ehemann, dem die Seitensprünge seiner Frau völlig egal sind. Ein Ehepaar, das kaum miteinander spricht, eine egoistische Frau im Hormonchaos der Wechseljahre und ein Mann, dessen Misere sich im letzten Kapitel in der Form eines geradezu unleserlichen Gedankenstroms zuspitzt, der nur als kläglich gescheiterter Versuch gewertet werden kann, einen James Joyce zu imitieren. Ein Buch, das ich ganz sicher nie wieder in die Hand nehmen werde – aber immerhin handelt es sich bei dem Protagonisten Alfred mit seinen knapp 60 Lebensjahren um eine ältere Person.
Ich bedanke mich für die tolle Inspiration!
PS: Alle unsere Beiträge zum Top Ten Thursday findet Ihr hier.
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