Beim Top Ten Thursday von Aleshanee (Weltenwanderer) geht es darum, jeden Donnerstag eine Liste aus zehn Titeln zu einem bestimmten, vorgegebenen Thema zusammenzustellen.
Die heutige Aufgabe lautet
10 Bücher mit außergewöhnlichen Schauplätzen
Man könnte hier natürlich einfach bloß zehn High-Fantasyromane aufzählen, denn die spielen ja bekanntlich immer an ganz außergewöhnlichen Orten. Wenngleich sich ein Exemplar dieser Gattung in meine Liste geschummelt hat, da ich es bei diesem Thema einfach nicht ignorieren konnte, spielt der Großteil tatsächlich an mehr oder weniger realen Orten.
Lasst euch überraschen!
Top Ten
1) S. von J. J. Abrams und Doug Dorst
Über S. von J. J. Abrams und Doug Dorst gibt es so viel zu sagen, dass man dem Werk vermutlich eine ganze Blogpostreihe widmen könnte. Die Geschichte selbst – man kann S. an dieser stelle nicht einmal ein richtiges «Buch» nennen – spielt sich größtenteils in einer Universitätsbibliothek ab. Denn dort befindet sich der Roman «Ship of Theseus» des fiktiven Autors V. M. Straka, den die beiden Protagonist*innen Jennifer und Eric immer im Wechsel lesen, kommentieren und dann für den jeweils anderen zurücklassen. Dabei entsteht über die von beiden Literaturwissenschaftler*innen hinein gekritzelten Anmerkungen eine Unterhaltung – und schließlich auch eine spannungsgeladene Handlung –, die den eigentlichen Teil der Geschichte ausmacht. Was die Lesenden aber in der Hand halten, ist eben jenes alte Bibliotheksbuch, von vorn bis hinten überzählt mit den Kommentaren der beiden und vollgestopft mit allerlei Dokumenten, Briefen, Karten, alten Zeitungsartikeln, Notizen… Der fiktive Roman selbst, der in einer dystopischen, phantastisch angehauchten und nicht näher definierten Welt spielt, bietet ganz nebenbei für sich selbst schon düstere, aber hervorragende Unterhaltung. Dieses Buch, dieses Gesamtwerk, ist definitiv etwas ganz Besonderes – nicht nur für Literaturwissenschaftler*innen (als solche ich mich bei dem ein oder anderen Kommentar oder Argumentationsstrang Seitens der Protagonist*innen beim Lesen durchaus ertappt gefühlt habe).
2) Die unendliche Geschichte von Michael Ende
Ja, es ist ein Fantasyroman. Aber kein gewöhnlicher! Die unendliche Geschichte von Michael Ende war die erste klassische Fantasygeschichte, die ich je gelesen habe. Durch sein ungewöhnliches Konzept mit der abwechselnd grünen und roten Schrift markiert der Roman seine beiden Handlungsorte: Der Dachboden einer Schule, wo der Protagonist Bastian Balthasar Bux das aus dem Antiquariat Karl Konrad Koreanders mitgenommene Buch liest, und der Schauplatz der innerfiktionalen «Unendlichen Geschichte» selbst, Phantásien. Während ich den schulischen Dachboden schon als ungewöhnlichen Schauplatz bezeichnen möchte, ist das phantastische Phantásien nochmal ganz einzigartig und sicherlich nicht mit irgend einem anderen klassischen Fantasyroman zu vergleichen.
3) QualityLand von Marc-Uwe Kling
Die Lustige Dystopie von Marc-Uwe Kling spielt, wie der Name schon sagt: In QualityLand! Witzig! – Naja, oder platt, könnte man mir jetzt vorwerfen. Aber die Handlung von QualityLand ist nicht einfach an irgend einem fiktiven Schauplatz angesiedelt. Denn bei diesem Land mit dem generischen Namen handelt es sich um nichts anderes als eine zukünftige Version von Deutschland. Dies verstehe ich als einen besonderen Schauplatz, da es einerseits sowieso viel zu wenige gute deutsche Science-Fiction-Romane gibt, da diese leider häufig von ihren britischen und amerikanischen Pendants abgedrängt werden, und andererseits generell wenige Dystopien in Deutschland spielen. Was diesen Schauplatz also zum Ungewöhnlichen macht, ist vielmehr die Kombination aus geographischem Ort, Handlungszeit und Science-Fiction.
Hier findet die Rezension zum Nachfolger QualityLand 2.0.
4) Löcher: Die Geheimnisse von Green Lake von Louis Sachar
Louis Sachars Jugendbuchklassiker Löcher wird auch heute noch gerne als Schullektüre verwendet. Das skurrile Abenteuer des Protagonisten Stanley Yelnats spielt sich in einem US-amerikanischen Boot Camp ab. Der Alltag der Jugendlichen, die zumeist auf richterliche Anordnung dort hin geschickt werden, besteht nur aus einem: Löcher graben. Denn sie wissen nicht, dass die Betreiberin des Camps eigentlich nach einer längst verlorenen Beute sucht… In Green Lake ergründen Stanley und sein Freund Hector schließlich ein uraltes Geheimnis, das ihre Familien über die Generationen hinweg verbindet.
5) Tzapalil: Im Bann des Jaguars von Andreas Gößling
Der Abenteuerthriller Tzapalil von Andreas Gößling ist ebenfalls ein Jugendroman, was ihm jedoch nichts von seiner zerreißenden Spannung nimmt – und das noch dazu an einem gleichsam ungewöhnlichen wie mystischen Handlungsort. Denn die Protagonistin Carmen muss mit ihren Eltern aus beruflichen Gründen in eine Stadt im guatemaltekischen Dschungel ziehen. Dort – und im weiteren Verlauf in einer uralten Mayastadt mitten im Urwald – entfalten sich rasch die Ereignisse, als zuerst Carmens Mutter entführt wird, und sie sich schließlich selbst auf macht, die geheimnisvolle Stadt Tzapalil zu suchen, um ihre Mutter zu befreien.
6) Level 4: Die Stadt der Kinder von Andreas Schlüter
Der Protagonist Ben verbringt seine Zeit am liebsten vor dem Computer. Doch als er das neue Spiel «Die Stadt der Kinder» ausprobiert geschieht etwas Unglaubliches: Am nächsten Morgen muss er feststellen, dass alle Erwachsenen verschwunden sind! Wie sich im Laufe der Handlung zeigt, ist die Handlung von Andreas Schlüters Level 4 im Computerspiel selbst angesiedelt. Denn um wieder freizukommen, müssen die Kinder dieses gemeinsam beenden – ein Fehlversuch allerdings könnte tödlich enden…
7) Isola von Isabel Abedi
In Isabel Abedis Isola sitzen zwölf Jugendliche für drei Wochen auf einer idyllischen, aber verlassenen Insel fest. Zu dieser misslichen Lage hat allerdings kein Unglück geführt, sondern ein Filmprojekt. Im Big-Brother-Stil müssen die Jugendlichen sich zusammenraufen und mit ihrem gemeinsamen Alltag dort eine ansprechende Handlung generieren. Für die notwendige Spannung sorgt allerdings der Produzent selbst, indem er die nichtsahnenden Jugendlichen mit einer ausgearbeiteten Version des bekannten Werwolf-Spiels konfrontiert. Als jedoch das erste Opfer tot aufgefunden wird, wandelt sich das Spiel in bitteren Ernst…
8) Krabat von Ottfried Preußler
Ottfried Preußlers Krabat ist der letzte Jugendroman dieser Liste, der allerdings auf einer regionalen Legende beruht. In einer alten Mühle im preußischen Koselbruch bildet ein Müller seine elf Gesellen aus. Jener ist aber kein gewöhnlicher Müllermeister, sondern ein Meister der Schwarzen Magie. Die Anfängliche Euphorie des Straßenjungen Krabat, die sich bei seiner Aufnahme als Lehrling in diese ungewöhnlichen Mühle eigestellte, verfliegt jedoch schnell, als der Protagonist erkennen muss, dass die Schwarze Magie unnachgiebig ihren Preis fordert. Schließlich muss sich Krabat entscheiden: Zwischen seinem Meister, seinen eigenen Fähigkeiten und seiner Liebe.
9) Die Versuchung des Elias Holl von Axel Gora
Der historische Roman Die Versuchung des Elias Holl von Axel Gora spielt im historischen Augsburg. Denn Elias Holl war zu Beginn des 17. Jahrhunderts der Erbauer des Augsburger Rathauses, das trotz seiner Zerstörung durch einen Bombenangriff im zweiten Weltkrieg und der darauffolgenden Rekonstruktion bis heute als eine der wichtigsten Renaissaincebauten nördlich der Alpen gilt. Der Schauplatz mag erst einmal als nichts Besonderes anmuten – für mich ist er das allerdings. Denn Augsburg ist meine Heimatstadt. Wer einmal durch die historische Altstadt Augsburgs spaziert fühlt sich wortwörtlich zurückgeworfen in jene von Umstürzen geprägte Zeit der Renaissance, jene Lebenszeit Elias Holls.
10) Roman eines Schicksallosen von Imre Kertész
Bei der Erwähnung des zweiten Weltkrieges ist der gedankliche Schritt zum Roman eines Schicksallosen von Imre Kertész nicht mehr weit. Der ungarische Schriftsteller und Nobelpreisträger kommt aus einer jüdischen Familie und verarbeitet in diesem Roman seine Erfahrungen als Holocaustüberlebender. Der 15-Jährige Protagonist György berichtet von seinem «Alltag» in den Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald sowie von seiner letztendlichen Rettung im Rahmen der Befreiung durch die Alliierten. Im Klappentext meiner Ausgabe des Buches steht, dass Kertész hier etwas «Skandalöses» gelungen sei: «die Entmystifizierung von Auschwitz.» Dem ist nichts weiter hinzuzufügen.
Ich bedanke mich für die tolle Inspiration!
PS: Alle unsere Beiträge zum Top Ten Thursday findet Ihr hier.
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Huhu,
eine schöne Liste, auf Qualityland bin ich gar nicht gekommen, obwohl ich gerade 2.0 lese 😉 Löcher ist toll, ich bin froh, dass Du es aufgenommen hast, mir hat auch die Verfilmung gut gefallen…
Liebe Grüße
♥ Mila
TTT Buchreich
Liebe Mila,
die Verfilmung von Löcher hat mir auch sehr gut gefallen! Ich hatte das Buch damals noch als ziemlich spannende Schullektüre gelesen…
Ich wünsche dir noch gute Unterhaltung mit QualityLand 2.0 😉
Herzliche Grüße
Sandra
Hallo Sandra, 🙂
Die unendliche Geschichte haben wir gemeinsam. 🙂 Phantásien durfte bei mir auch nicht fehlen. 🙂
Isola habe ich gelesen und ich fand es gut. 🙂 Krabat kenne ich dagegen nur als Film, aber der hat mir sehr gefallen. 🙂
Liebe Grüße
Marina
Hallo Marina,
ach ja, die unendliche Geschichte… dieses Buch weckt so viele Kindheitserinnerungen 🙂
Bei Krabat hat mich der Film leider sehr enttäuscht, aber vielleicht mag ich das Buch einfach zu gerne. Ich weiß gar nicht, wie oft ich das schon gelesen habe…
Herzliche Grüße
Sandra
Schönen guten Morgen!
Da hast du eine schöne Liste zusammenbekommen – und Krabat haben wir sogar gemeinsam 🙂
Das erste Buch, das du genannt hast, klingt ja mega außergewöhnlich! Davon hatte ich bisher noch nie etwas gehört!
Die unendliche Geschichte <3 so ein tolles Buch! Und ja, sogar der Dachboden ist außergewöhlich, auf jeden Fall 😀
In "Qualityland" hab ich letztens mal reingelesen, aber das leider so gar nicht mein Humor.
"Löcher" und "Level 4" kenne ich zwar selber nicht, aber meine Kids haben Löcher tatsächlich in der Schule gelesen und Level 4 haben wir uns damals aus der Bücherei geholt. Das mochten sie sehr gerne!
Die anderen kenne ich leider nicht – von Isabel Abedi hab ich aber, glaub ich, mal was gelesen. Kann mich aber grade leider nicht mehr erinnern, was das war …
Liebste Grüße, Aleshanee
Liebe Aleshanee,
wenn du „S.“ noch nicht kennst, dann muss ich dir dieses faszinierende Buch unbedingt ans Herz legen! Das ist wirklich ein ganz außergewöhnliches Exemplar, man kann es kaum richtig beschreiben. Allerdings ist es ganz schön anstrengend zu lesen, da man einen Überblick sowohl über den Roman als auch über die Randnotizen und die unzähligen Dokumente behalten muss. Das ging zumindest bei mir damals nur in kleinen Happen – aber es loht sich 😀
„Löcher“ habe ich selbst damals noch als Schullektüre gelesen und „Level 4“ aus der Schülerbücherei ausgeliehen, das weiß ich sogar noch. Wie schön, dass die beise offenbar immer noch so aktuell sind! 🙂
Herzliche Grüße
Sandra
Huhu,
stimmt, die Unendliche Geschichte passt auch gut. Ich mochte aber die Filme lieber.
LG Corly
Hallo Corly,
tatsächlich? Ich finde, dass der alte Film nicht einmal annähernd an diesen wunderbaren Roman ran kommt 😉
Herzliche Grüße
Sandra
Hey Sandra,
Danke für deinen Besuch und den statte ich dir natürlich auch gerne ab. Wie schön, dass wir S. gemeinsam haben! Das ist doch echt ein besonderes Buch! 🙂
„Die unendliche Geschichte“ möchte ich irgendwann auch mal lesen. Ist ja irgendwie ein Muss. 🙂
Liebe Grüße,
Sandra
Liebe Sandra,
mich hat es total gefreut, „S.“ noch einmal bei dieser Aktion zu sehen!
Und „DIe unendliche Geschichte“ ist einfach so ein Klassiker… ich hab das Buch noch in der Originalausgabe von meiner Mutter geerbt, weshalb ich das zum ersten Mal damals wirklich sehr jung gelesen habe. Aber es ist einfach immer toll 🙂
Herzliche Grüße
Sandra